Spiegelneurone
Handlungen, Emotionen und Körperempfindungen
Zwischenmenschliche Beziehungen sind mehr als eine kulturelle Lebensform, sie sind nicht nur für ein gesundes und erfülltes Leben essentiell, sie sind lebensnotwendig.(vgl. z. B. Insel, Th. 2001). Die Spiegelneurone (Spiegel-Nervenzellen, mirror Neurons) wurden von dem Neurobiologen Rizalotti, G. et al. 1996 entdeckt. Seine Forschungsergebnisse zeigen, dass unsere Gehirnstrukturen spezialisierte Systeme besitzen, die auf Beziehungsaufnahme und Beziehungsgestaltung angelegt sind. Die Spiegelneuronen sind in verschiedenen Hirnregionen aktiv und können den Handlungsablauf, die damit verbundenen Emotionen und die mit der Handlung verbunden Körperempfindungen produzieren.
Spontane Resonanz
Spiegelneurone sind nicht nur in der Lage diese bestimmten Vorgänge zu steuern, wenn wir selbst diese Handlung vornehmen – sie können zugleich auch dann aktiv werden, wenn der gleiche Vorgang bei einer anderen Person nur beobachtet wird. Ihre Resonanz setzt spontan, unwillkürlich und ohne Nachdenken ein. Spiegelneurone benutzen den neurobiologischen Input des Beobachters, um ihm in einer Art inneren Simultation spüren zu lassen, was im Anderen, den er beobachtet, vorgeht. Sie "spiegeln" das Verhalten der anderen Person, als ob wir selbst die Handlung ausführen würden – `ich fühle was Du fühlst´. Die Spiegelresonanz ist die neurobiologische Basis für spontanes, intuitives Verstehen, die Basis dessen, was als Theory of Mind (ToM) bezeichnet wird. Sie ist nicht nur in der Lage, bei der in Beobachterposition befindlichen Person Vorstellungen anzuregen, Gedanken und Gefühle hervorzurufen, sie kann unter bestimmten Voraussetzungen auch den biologischen Körperzustand verändern (Bauer, J. 2006, 54, 55).
Aus der Wissenschaft
Überall dort, wo zwischenmenschliche Beziehungen quantitativ und qualitativ abnehmen, nehmen Gesundheitsstörungen zu. (Bauer, J.2012, 19)
In der Medizin sind Spiegelung und Resonanz ein sehr wichtiges Mittel für eine wirksame Therapie. In der Psychotherapie sind sie eine wesentliche Basis für den therapeutischen Prozess, ohne Spiegelneurone gäbe es keine Intuition und keine Empathie (Bauer, J. 2006, 8).